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Journalismus-Lexikon

Glosse

Die Glosse ist eine pointiert formulierte und ironisch, sarkastisch oder polemisch gehaltene, relativ kurze Meinungsäußerung in den Printmedien. Sie ist die literarischste der journalistischen Darstellungsformen.

Thematisch darf sich die Glosse mit jedem Sachverhalt befassen, der einen gegenwärtigen Bezug hat. Der Aufhänger (insbesondere in Lokalglossen) kann durchaus nichtig sein, sofern es dem Autor gelingt, einen aktuellen Kontext herzustellen. Die Überschrift der Glosse sollte hintergründig oder doppelbödig sein. Im Idealfall fasst sie den Inhalt zwar zusammen, wird aber erst nach dem Lesen des gesamten Textes vollkommen verständlich.

Beispiel:

Der Zusammenhang zwischen einem seit zwei Jahren fehlenden Pflasterstein in der örtlichen Einkaufsmeile und dem Rückgang bundesdeutscher Steuerzahlungen mag vordergründig nicht existieren. Eine Glosse würde ihn in übertreibend-humoristischer Weise konstruieren und veranschaulichen: imaginäre Beinbrüche, verbogene Fahrradspeichen, zerstörte Einkaufsroller und dergleichen. Letztlich zeigt der Autor mit dem virtuellen Finger auf die für den Straßenbau zuständige Behörde. Deren Nachlässigkeit nämlich hätte die sinkenden Touristenbesuche verursacht. Somit sei das Amt für Geschäftspleiten, steigende Arbeitslosigkeit, erhöhte Unfallrate mit entsprechenden Folgekosten … verantwortlich, was wiederum zu verminderten Einnahmen bei Steuern und Abgaben führe. Spätestens an dieser Stelle dürfte sich der Bundesfinanzminister für besagten Pflasterstein interessieren.

Vom Nebensächlichen zum Bedeutenden zu gelangen, ist inhaltlich der klassische Kunstgriff der Glosse. Wichtig ist, den Bogen zu einem überraschenden Ende zu spannen.



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